Am Anfang war eine Frage...
- Samantha

- 20. Dez. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Feb. 2021

Meine allerliebste Ely,
Ungefähr ein Jahr ist es her…
ein Jahr ist es her, dass ich in den Bergen von Millstatt wandern war und mich wieder einmal gefragt habe, was eigentlich mein Zweck auf dieser Welt ist.
Eine Frage, die, wie du ja weißt, ich mir mehrmals im Leben gestellt habe. Ich erinnere mich noch an unsere Konversationen von früher. Wie wir auf dem Boden unserer WGs saßen und immer wieder über unser Dasein philosophiert haben.
Natürlich ging es auch immer wieder um leichtere Themen: wen wir letztens im Club süß gefunden haben, wie sehr uns doch dieser oder jener Professor nervt, und ob die letzte Prüfung ein Katastrophe oder eine absolute Katastrophe war.
Aber im Grunde…
im Grunde waren wir schon damals auf der Suche, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Ein Jahr ist es her Ely, ein Jahr ist es her, dass ich wieder mal auf der Suche war.
Ich arbeite ja seit 3 Jahren hier in Millstatt in einem Hotel als Managerin, oder “Mädchen für alles”, wie ich gerne rumscherze.
Und obwohl ich unglaublich viel Spaß an der Arbeit habe, konnte ich nicht das Gefühl loswerden, dass es in der Essenz nicht ganz das ist, was mich erfüllt. Ein komisches Gefühl - wissentlich, dass ich mich bewusst für mein Leben in Millstatt entschieden hatte (und das als absolutes Stadtkind und Hobby Weltenbummlerin). Ich hatte nämlich wirklich gelernt meinen Arbeitsplatz, den Ort, die Natur, aber vor allem die Menschen in Millstatt zu schätzen und zu lieben.
Also habe ich mich an einem meiner wenigen freien Tage entschieden, auf die Millstätter Alm wandern zu gehen und einen freien Kopf zu kriegen. Und als ich so ging, und der See sich vor mir ausbreitete, habe ich gespürt, wie voll ich grundsätzlich schon war - voll im besten Sinne. Voll Glück, voll Freude, voll Zuversicht, dass ich hierher gehöre.
Mir wurde klar, dass ich eventuell nicht so weit entfernt war, ein sinnvolles Leben zu führen.
Die nächste Frage, die sich mir dort auf 2.101m Höhe stellte war:
“ Was liebst du eigentlich an deiner Arbeit? “
Als Hotelmanagerin ist mein tagtägliches Business, mich um das Wohlbefinden meiner Gäste zu kümmern. Es kommen zu uns über den Sommer hunderte wenn nicht tausende Gäste entweder zum Urlauben oder auch nur um einen schönen Abend bei Drinks und gutem Essen auf der Terrasse zu verbringen.
Obwohl ich diese Interaktionen mit den Gästen liebe, zehrt es jedoch immer irgendwann an meiner Energie. Oben auf dem Berg wurde mir klar, dass das nie der Fall ist, wenn es um die Bedürfnisse meines Teams geht.
Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählt habe, aber einer der Besonderheiten der Villa ist, dass wir im Service fast ausschließlich mit jungen Praktikanten zwischen 16 und 20 arbeiten. Die meisten von ihnen sind Schüler aus Tourismusschulen und müssen ein Praktikum über den Sommer absolvieren. Einige sind aber auch einfach Schüler oder Studenten, die über den Sommer arbeiten wollen.
Jedes Jahr habe ich also mehr oder minder ein neu zusammengeschaufeltes Team von jungen Menschen. Obwohl viele Manager sich die Haare raufen würden und anfangen würden, vor Frust aufzustöhnen, ist mir dort auf dem Berg klar geworden, dass das bei Weitem der schönste und erfüllendste Teil meiner Arbeit ist.
Jeden Sommer lerne ich neue Jugendliche kennen, die mich einer nach dem anderen von den Socken hauen, mit deren Haudrauf, deren Optimismus und deren Wunsch das Leben in all seinen Formen und mit all dessen Möglichkeiten anzupacken. Zwei Wörter kamen mir sofort in den Kopf, als ich an mein Team dachte:
“ Smart & Kind ”
Zwei Charakterzüge die mich stark an dich erinnern, mein Schatz.
Ähnlich wie wir in dem Alter, wissen sie natürlich noch nicht ganz wohin mit sich selbst. Natürlich sind sie in vieler Hinsicht noch nicht so erfahren, wie jemand der seit 10 Jahren berufstätig ist, und sind dementsprechend teilweise unsicher. Aber was sie alle in meinen Augen vereint, ist endloses Potenzial, gepaart mit einer Neugier und einem natürlichen Drang sich weiterzuentwickeln, wenn ihnen die Möglichkeit geboten wird.
Mir wurde ohne mit der Wimper zu zucken klar, dass das meine Berufung ist.
Ich will diesen Jugendlichen helfen, ihr Potenzial zu erkunden und auszuschöpfen. Ich will dazu beitragen, dass diese unglaublich smarten aber vor allem wohlwollenden jungen Menschen das nötige Selbstbewusstsein entwickeln, um selbst sozialen Wandel voranzutreiben in einer Welt, die dazu tendiert, diese Generation als verloren und selbstzentriert abzutun.
Das ist nämlich überhaupt nicht die Erfahrung, die ich gemacht habe.
Wir alle versuchen einfach einen Platz in dieser Welt zu finden. Du, ich, er, sie, es… Irgendwann hat diese Welt aber, so scheint mir, aufgehört die Jungen ernst zu nehmen. Weil sie im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind, weil, vor allem hier in Österreich, viele von Ihnen mit recht viel Komfort und Wohlstand aufgewachsen sind.
Wenn ich aber an meine Jugend zurückdenke, wurden Jugendliche vielleicht grundsätzlich nie wirklich ernst genommen.
Jugendliche werden in die Schule gesteckt mit der Grundidee, dass sie ausgebildet werden müssen und zu sozial konforme Erwachsene geformt werden müssen. Aber was ist wenn sie nicht geformt gehören, sondern stattdessen gefordert und gefördert?
Ich möchte das ändern.
Ich möchte Jugendlichen eine Plattform - nein, einen Spielplatz - bieten, um sich zu finden, sich weiterzuentwickeln und mit anderen gleichgesinnten kreativ und aktiv zu werden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass ich hier am Millstätter See abseits von Schule und auch Familie einen einzigartigen Rahmen schaffen kann, in dem wir das beste aus jungen Menschen rausholen können.
Ein Rahmen, in dem wir ihnen vor Augen halten, dass sie voller Potenzial sind, dass sie nicht alleine sind, und vor allem dass sie etwas bewegen können.
Ein Rahmen in dem Jugendliche den Mut finden, sich selbst herauszufordern und als Konsequenz den Rest ihres Lebens damit verbringen, das gängige Weltbild herauszufordern.
Wenn ich so darüber nachdenke, Ely, will ich im Grunde, dass sie sich befähigt fühlen so zu sein wie Du, mit deiner Lebensfreude, deiner Liebe zur Welt und deiner Umgebung, deinen Mut ein Leben zu führen, dass keinen Regeln oder jeglicher Konformität folgt.
Das sind für mich die Smart & Kind Leaders von morgen.
Das ist die Zukunft, die ich mitgestalten möchte. Das ist ELY Academy.
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